Wir über uns

Die Texte auf dieser Website wurden von Asaf Braverman verfasst. Sämtliche Beiträge werden von ihm koordiniert. Für alle darüber hinausgehenden Aspekte, die auf ggurdjeff.de zum Ausdruck gebracht werden, ist Asaf verantwortlich. Sie entsprechen in dieser Form seinen eigenen Erfahrungen mit dem Vierten Weg und seinem Studium alter Weisheiten.

Gurdjieffs Arche Alter Weisheit segelt weiter…

J.G. Bennet | William Nyland | Lord Pentland

Nach dem Ableben Gurdjeffs und Ouspenskys versuchen Schüler in Washington und New York nach besten Kräften, die Grundregeln des Vierten Wegs fortzuführen. Im Amerika nach dem 2. Weltkrieg beginnt nun eine neue Ära, die wesentlich durch das Hinterfragen althergebrachter Formen und die Anfänge der Hippie-Bewegung gekennzeichnet ist; es ist eine Zeit, reif für esoterische und spirituelle Einflüsse. Der Gurdjieff-Schüler William Nyland stellt eine Verbindung zu der neuen Generation und ihrer Reaktion auf die zunehmend materialistischen Wertvorstellungen der Nachkriegszeit her.

„Das alte Bild von der Unfehlbarkeit des Lehrers und der ‚besten aller Schulen’ ist überkommen. Es passt nicht mehr zu Denkweisen in einer Gesellschaft, in der Unsicherheit und Gefahr als der Preis der Existenz angesehen werden. Die Schule muss als eine Gemeinschaft angesehen werden, die die fast unmögliche Aufgabe unternimmt, einen neuen Menschentyp zu erschaffen, der gebraucht wird, um mit der für die nächsten hundert Jahre vorausgesagten Weltkrise zurechtzukommen. Das Bild des Weisheitstempels muss durch das Bild von Noahs Arche in der Flut ersetzt werden. Wenn die Wahrnehmung sozialer Bedürfnisse und das Erwachen eines sozialen Bewusstseins nicht als Anfang und Ende des Erziehungsprozesses wahrgenommen werden, besteht nur wenig Hoffnung für die Zukunft.” – J.G. Bennett

Alexander Francis Horn

Im Kreis um William Nyland begegnen wir Alexander Francis Horn, einem Schauspiellehrer, Dramatiker und Verfasser von Theaterstücken. Durch Kontakte zu den Gruppen J.G. Bennetts in New York, zur Gurdjieff-Stiftung und zu Rodney Collin selbst, den er in Mexiko besucht, vertieft er seine Kenntnisse des Vierten Wegs. Als Collin stirbt, äußert er seine Unzufriedenheit mit den Verhältnissen innerhalb der Gurdjieff-Stiftung (nun ohne ihren Gründer institutionalisiert). Er empfiehlt Lord Pentland, die Einrichtung aufzulösen.
Horn begründet das Theater Aller Möglichkeiten und integriert wesentliche Grundsätze des Vierten Wegs in seine Bühnenarbeit. Doch seine Methoden sind hart. Er zwingt seine Schüler an sich selbst zu arbeiten, indem er sie hohem Druck aussetzt und ihnen Höchstleistungen abverlangt. Schauspiele wie Auf der Suche nach dem Sonnenhelden oder Grübeleien eines Bewohners der Milchstraße subsumieren die Ideale der sechziger Jahre, Ideale, die dieses Jahrzehnt nie vollständig verwirklicht. Doch auf diese Weise übersetzt er Gurdjieffs Arbeit und bringt sie in eine neue Generation.
Horn verlagert seine Gruppe nach San Francisco, wo er die Schauspielerin Sharon Ganz kennen lernt und heiratet. Sharon übernimmt immer mehr die Leitung des Theaters Aller Möglichkeiten, und Horn ist schließlich gezwungen, sich nach New York zurückzuziehen. Der Geist der Sechziger verlischt, als sich die „Blumenkinder” in eine zunehmend materialistisch orientierte Gesellschaft von Müttern und Vätern verwandeln. Die Lehre Alexander Horns teilt sich: Während seine Frau einen aktiven Einfluss auf die Gruppen ausübt, arbeitet er bis zu seinem Tode im Jahr 2007 unbeirrt mit einem engen Kreis von Schülern weiter.

„Esoterik verwässert und degeneriert unausweichlich im Laufe der Zeit. Es ist notwendig, dass esoterische Impulse kontinuierlich neu belebt und neu definiert werden.” – Alexander Francis Horn

Robert Earl Burton

Robert Burton wird 1967 in San Francisco Mitglied des Theaters Aller Möglichkeiten. Er unterwirft sich der strengen Ägide Alexander Horns und dessenVerständnis des Vierten Wegs und liest gleichzeitig alles, was Gurdjieff, Ouspensky und Collin hinterlassen haben.
1969 verlässt Burton Horns Gruppe und gründet 1970 die Fellowship of Friends. 1971 erwirbt er Grundbesitz in den Sierra Foothills und legt damit den Grundstein seiner Schule. Zunächst entstehen neue Zentren in der näheren Umgebung: Carmel, San Francisco, Los Angeles, San Diego und dann überall im Land. In den Achtzigern schickt er seine Anhänger ins Ausland, um dort neue Zentren zu gründen, und seitdem treten Menschen aus aller Herren Länder, die sich für den Vierten Weg interessieren, der Gemeinschaft bei.
Burton wendet sich von Horns radikalen Methoden ab. Er macht den Vierten Weg, so wie ihn Gurdjieff, Ouspensky und Collin dargestellt haben, zur Basis seiner Gemeinschaft. In den 1990ern nimmt seine Lehre immer individuellere Züge an, da er sie mit früheren Ausdrucksformen alter Weisheit verbindet. Seine Arbeit und seine Organisation wirken zunehmend auf internationalem Niveau und ziehen immer mehr Schüler an, werden aber auch zur Zielscheibe heftiger Kritik, zumeist von ehemaligen Mitgliedern der Gruppe.
Die Fellowship of Friends – unter der Leitung von Robert Burton – hat ihren Sitz bis heute in den Sierra Foothills.

„Niemand wird jemals die Arbeit besitzen. Dasselbe esoterische Wissen gehört allen Schulen, die, in der Tat, alle dieselbe Schule sind.” – Robert Earl Burton

Gurdjieffs Erbe im 21. Jahrhundert

Und so endet die Geschichte der Auslegung des Vierten Wegs im 20. Jahrhundert kontrovers; kontrovers, weil viele behaupten werden, dass sie mit dem Tod Gurdjieffs 1949 endete, und dass nicht einmal Peter Ouspensky (geschweige denn den Vertretern späterer Generationen wie Nyland, Horn und Burton) irgend ein Anteil an dessen Erbe zukäme. Geschichte ist unvermeidlich eine ungenaue Wissenschaft, da sie auf der jeweiligen Sichtweise des Historikers beruht. Doch für den, der sich für Gurdjieff (der nicht mehr lebt) und womöglich für dessen Einfluss (der immer noch lebendig ist) interessiert, habe ich hier nach bestem Wissen eine Kurzdarstellung gegeben.
Ich traf 1995 auf den Vierten Weg, trat Burtons Fellowship of Friends bei und bin bis heute Mitglied dieser Organisation. Im Jahr 2000 verlegte ich meinen Wohnsitz in die Zentrale in Kalifornien, und eine enge Zusammenarbeit mit Burton hinsichtlich der Auslegung seiner Lehre begann. 2007 war ich gezwungen, mich auf eine zweijährige Reise zu begeben, in deren Verlauf ich eine echte Verbindung zu den alten Weisheiten, die ich zuvor nur in der Theorie studiert hatte, herstellen konnte, da ich alle maßgeblichen spirituellen Stätten dieser Welt in Asien, Europa, dem Mittleren Osten und Mittel- und Südamerika besuchte.
Diese zwei Jahre waren eine echte Odysee – eine wirkliche Begegnung mit dem Wunderbaren. Ein solches Treffen ist immer bitter-süß, da es ebenso viel Bezahlung erfordert als es Belohnung gibt.  Diese Erfahrung war der Beweis – wenn es eines solchen überhaupt bedürfte – dass der Geist sehr alter Weisheit immer noch lebendig und erreichbar ist, ganz so wie er es immer war. Der Funke verlosch weder mit dem Tod Gurdjieffs noch bedurfte er seiner Geburt. Aber um noch mehr zu sagen, müsste man eine umfassende Geschichte erzählen – an deren Abfassung ich übrigens gerade arbeite.