Manchmal haben wir Momente der Erkenntnis, eine Art Erleuchtung – die Summe unserer Erfahrungen vereint in einem Augenblick – welche zu einer schockierenden Beobachtung führt, was mit uns passiert.
Nach Abschluss meines Militärdienstes bin ich dem Strom gefolgt und habe mich entschieden, als Rucksackreisender nach Neuseeland zu gehen. Ich packte meinen Rucksack mit dem Notwendigsten und machte mich auf den Weg Richtung Freiheit.
Als ich meine erste Wanderung in Angriff nehmen wollte, wurde mir gesagt, dass ich diese Wanderung entweder in einem gemütlichen 4-Tagesmarsch absolvieren könnte oder schneller innerhalb von 2 Tagen.
Da dies meine erste Expedition war und ich noch keine Erfahrung hatte, habe ich mich für die schnelle Option entschieden, denn ich wollte noch mehr erleben in der mir begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit. Dies schien mir eine gute Wahl zu sein, da mein Schritttempo gut war. Als ich am ersten Tagesziel angekommen war – es war erst Mittag – habe ich den ganzen Nachmittag alleine in einer kleinen Hütte verbracht. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was ich gemacht hätte, wenn ich mich für die langsamere Variante entschieden hätte.
Ich bin dann weiter südlich gewandert und habe die schönen Fjorde erreicht. In der Zwischenzeit habe ich auch mein Schritttempo noch weiter verbessert. In Neuseeland sind die Mehrtages-wanderungen etwa 18 km lang, welche in Tagestouren von etwa 4 – 8 Stunden unterteilt werden. Ich schaffte diese Wanderetappen immer in etwas weniger als 4 Stunden. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass ich einige Abschnitte auch rennen konnte, die weniger interessant waren wie z.B. im dichten Wald, der für mich immer gleich aussah.
Auf meiner letzten Wanderung habe ich dann den höchsten Punkt im Norden der Insel von diesem zauberhaften Land erreicht. Ich hatte mich für einen Segeltörn nach Neukaledonien auf einem kleinen 60 feet Segelboot angemeldet. Ich hatte aber immer noch zwei Tage übrig, welche ausgefüllt werden sollten.
In der Nähe bot sich eine perfekte 2-tägige Wanderung zu einem langen Landstreifen an, an dessen Ende ein Leuchtturm stand. Ich lief also los und schon bald fing ich zu rennen an. Ich rannte und rannte auf dem Weg zum Leuchtturm, beinahe die ganze Distanz von 18 km. Ich bin an Leuten vorbeigerannt, welche mich ganz seltsam angeschaut haben. Ich hatte ein starkes Gefühl, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht aufhören zu laufen, obwohl ich ab einem gewissen Punkt wirklich wollte. Physisch war es völlig in Ordnung, aber in meinem Innersten kamen Zweifel und Besorgnis auf.
Gegen Ende realisierte ich, dass ich dieses Land so bald nicht wiedersehen würde und es gelang mir an einem Aussichtspunkt mit Blick aufs Meer anzuhalten. Etwas erinnerte mich an ein Buch, das ich vor nicht allzu langer Zeit über Selbsterinnerung gelesen hatte.
Ich beschloss, es zu versuchen.
Dieser Moment war einzigartig. Ich habe erkannt, dass ich nicht wirklich geniessen konnte, obwohl ich mich an einem schönen Platz aufhielt und obwohl ich nach einer sehr langen Zeit endlich frei war, bevor die nächste hektische Zeit anbrechen würde.
Mir wurde bewusst, dass meine äussere Freiheit nicht in Einklang war mit meiner inneren Freiheit und dass ich dabei war, mein eigenes inneres Gefängnis aufzubauen. Der einzige Weg, um daraus auszu-brechen begann durch die Beobachtung meinerseits und meine inneren Bemühungen, eine Veränderung zu schaffen.
Dafür kam der Segeltörn gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Manchmal haben wir Momente der Erkenntnis, eine Art Erleuchtung – die Summe unserer Erfahrungen vereint in einem Augenblick – welche zu einer schockierenden Beobachtung führt, was mit uns passiert.
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